Sven Spitthoff, zuständig für Praxisplanung und Innenarchitektur bei Plandent in München, hat Dr. Christian Hilscher, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie & plastische Operationen, über einen Projektzeitraum von etwa drei Jahren bei der Modernisierung und Erweiterung seiner MKG-Praxis in Friedberg bei Augsburg begleitet. Entstanden ist eine volldigitalisierte Praxis auf 800 qm über zwei Etagen. Worauf es bei Großprojekten wie diesen ankommt, verrät Sven Spitthoff im Interview.
Herr Spitthoff, Sie haben den Umbau und die Erweiterung der MKG-Praxis von Dr. Christian Hilscher in Friedberg als Praxisplaner geplant, umgesetzt und begleitet. Welche Aspekte waren bei diesem Projekt besonders herausfordernd?
Wir haben zum einen wegen Raummangels die Praxis erweitert, indem wir – eine Etage höher – eine zweite Praxis von Grund auf neu geschaffen haben, und zum anderen die Bestandspraxis modernisiert. Von Anfang an war es Teil des Konzepts, dass die beiden Etagen unabhängig voneinander betrieben werden können. Die Idee dahinter: Unser Auftraggeber denkt schon heute vorausschauend an die Abgabe von Praxis und Tagesklinik in zwölf bis 15 Jahren. Da es schwierig wäre, einen Einzelunternehmer als Nachfolger für eine Praxis mit 800 qm Fläche zu finden, haben wir die Praxen baulich von vornherein entsprechend angelegt.
Somit bestand eine der größten Herausforderungen darin, zwei voneinander unabhängige Praxisetagen zu planen, die dennoch als Einheit funktionieren. Es kam also bei der Planung entscheidend darauf an, sowohl die aktuellen Bedürfnisse als auch die langfristigen Ziele der Praxis zu berücksichtigen.
Wie haben Sie die Praxis so gestaltet, dass sie für eine mögliche Trennung in zwei eigenständige Praxen vorbereitet ist?
Wir haben alles doppelt angelegt – von der technischen Infrastruktur bis zu den Verwaltungseinrichtungen. Beide Etagen sind so ausgestattet, dass sie als eigenständige Praxen funktionieren können. Wir mussten also sicherstellen, dass die Praxis nicht nur modern und funktional, sondern auch für zukünftige Entwicklungen gerüstet ist.
Die beiden Etagen sind farblich ähnlich ausgestattet
Welche besonderen Ansprüche hat der Praxisinhaber außerdem an die Praxiserweiterung gestellt?
Die Herausforderung in diesem Projekt lag zum einen darin, Barrierefreiheit sowohl in der Bestandspraxis als auch in der neuen Etage zu erreichen, was wir u. a. über den neuen Außenaufzug und viele kleine Detaillösungen, wie zum Beispiel einen Lastenaufzug, der das Sterilgut über die Geschosse transportiert, geschafft haben. Zum anderen war es herausfordernd, den Workflow über beide Praxisetagen an die Wünsche der Inhaber zu anzupassen und daraufhin zu optimieren. Es gab aber immer eine gute Kommunikation und wir haben super zusammengearbeitet.
Weitere zentrale Aspekte in diesem Projekt waren die Themen Digitalisierung, Hygiene und Brandschutz. Hier haben wir eng mit den jeweiligen Spezialisten zusammengearbeitet, um auch diese Anforderungen zu erfüllen.
Gab es spezifische Anforderungen oder Wünsche, die berücksichtigt werden mussten, z. B. hinsichtlich Design und Ästhetik?
Die Räumlichkeiten mussten sowohl für die Kieferchirurgie als auch für die neuen Leistungsschwerpunkte von Frau Dr. Ulrike Hilscher geeignet sein. Diese Anforderungen haben wir natürlich bei unserer Planung berücksichtigt.
Wichtig war den Dres. Hilscher, dass sich die neue Praxisfläche von der „alten“ Praxisfläche abhebt. Dies sollte sich auch im neuen Corporate Design widerspiegeln. Die Materialauswahl und farbliche Gestaltung haben wir dann gemeinsam mit den Praxisbetreibern getroffen und festgelegt.
Wie lief die Zusammenarbeit mit Dr. Christian Hilscher und seinem Team ab? Was hat Ihnen an der Zusammenarbeit mit den Auftraggebern, dem Ehepaar Dres. Hilscher, besonders gefallen?
Die Zusammenarbeit mit den Dres. Hilscher und ihrem Team war super angenehm. Die Treffen während der Vorplanung oder bei den Baubesprechungen waren immer sehr konstruktiv und gerade beim „Bauen im Bestand“ gibt es immer Themen, die während des Ausbaus auftreten und dann möglichst unkompliziert und lösungsorientiert erarbeitet werden müssen.
Neuer Empfang in der Bestandspraxis
Was war für Sie persönlich das Highlight dieses Projekts?
Meist erinnere ich mich bei solchen Projekten an einen bestimmten Raum oder eine besondere Perspektive, die mich fesselt. Mein persönliches Highlight bei diesem Projekt ist allerdings tatsächlich das gesamte „Produkt“, das wir hier gemeinsam mit den Inhabern geschaffen haben. Wir haben es geschafft, die vielen technischen und funktionalen Anforderungen in ein ästhetisch ansprechendes, zeitgemäßes Gesamtbild zu integrieren, worauf ich wirklich stolz bin.
Was ist Ihnen besonders wichtig, wenn Sie ein Planungsprojekt wie dieses angehen und Zahnärzte auf dem Weg zur neuen Praxis begleiten?
Mir ist es immer wichtig, auf die Kundin bzw. den Kunden einzugehen und ihre oder seine Vision zu verstehen, um das Projekt dann so umzusetzen, wie die Praxisinhaberin oder der
Praxisinhaber sich seine zukünftigen Praxisräume vorstellt. Schließlich geht es bei jedem Projekt aufs Neue darum, die Praxisträume unserer Kunden zu verwirklichen – und nicht unsere eigenen.
OP-Räumlichkeit auf neuestem technischen Stand
Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie in der Praxisplanung und -gestaltung für die Zukunft?
Die Digitalisierung in den Praxen wird sicherlich weiter fortschreiten. Diese Entwicklung hat im Bereich CAD/CAM, 3D-Druck und allem, was damit im Praxisworkflow zusammenhängt, auch Einfluss auf die Praxisplanung und Grundrissgestaltung. Da ist es hilfreich und entlastend, Planungsexperten an seiner Seite zu haben, die alle diese Aspekte einkalkulieren, um eine zukunftsfähige Praxis auf die Beine zu stellen.
Welchen Rat würden Sie Zahnärzten geben, die darüber nachdenken, ihre Praxis neu zu gestalten oder umzubauen?
Ich würde ihnen immer raten, sich für das gesamte Projekt – von der Vorplanung über die Bauphase bis hin zur Montage – genug Zeit zu lassen und sich entsprechend Ihrer Wünsche fachmännisch beraten zu lassen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Spitthoff!
Bild: Plandent, Gandalf Hammerbacher
Text: Maria Reitzki