11.11.2025

Eine Praxis, die zum Lebenskonzept passt

Praxisplanerin Marion Zonios (links) und Zahnärztin Dr. Wenke Böwe-Ließmann

Interview: Wie Zahnärztin Dr. Wenke Böwe-Ließmann mit ihrer barrierefreien Landpraxis ihre Wünsche verwirklicht hat

In Hoym, einem ländlich gelegenen 3.000-Einwohner-Ort im Harz, hat Dr. Wenke Böwe-Ließmann 2018 die Zahnarztpraxis ihrer Mutter übernommen und in zweiter Generation weitergeführt. Im Sommer 2025 folgte der Umzug in neue Räumlichkeiten: In einer ehemaligen Apotheke hat die Zahnärztin ihre Wünsche verwirklicht. Gemeinsam mit Plandent entstand dort innerhalb von anderthalb Jahren eine barrierefreie, nachhaltige und persönlich gestaltete Praxis. Im Interview spricht Dr. Böwe-Ließmann über den Weg dorthin, die Zusammenarbeit mit Plandent und die besondere Rolle von Frauen in der Zahnmedizin.

Frau Dr. Böwe-Ließmann, wodurch zeichnet sich Ihre Praxis aus?

Hier, in der Mitte von Sachsen-Anhalt, ist die Region dünn besiedelt und zahnärztliche Spezialisierungen sind selten. Deshalb führe auch ich eine ländliche Familienpraxis mit den Schwerpunkten Prophylaxe, Parodontologie und Funktionstherapie. Ein weiterer Fokus liegt auf der Umwelt-Zahnmedizin: Sie richtet sich an chronisch kranke oder allergiegefährdete Patienten, die zum Beispiel sensibel auf Zahnersatz-Materialien reagieren. Ziel ist es, chronisch entzündliche Erkrankungen – auch über die Mundhöhle hinaus – zu verhindern oder zu lindern. Auf Wunsch lasse ich diesen Ansatz in die Therapie einfließen.

Unsere Patientenklientel ist sehr vielfältig, von Kindern bis Senioren. Durch die direkte Nähe zur Schloss Hoym Stiftung, der größten Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Sachsen-Anhalt, betreuen wir zudem viele Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen.

Warum haben Sie sich nach neuen Räumen umgesehen?

2018 habe ich die Praxis von meiner Mutter übernommen, die sie 28 Jahre lang geführt hat. Schon damals war mir klar, dass ich irgendwann in neue Räume umziehen möchte, um meine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Trotz Renovierungen und neuer Geräte hatte die alte Praxis noch den Charme der 90er Jahre und war zudem durch einen Wasserschaden beeinträchtigt. Mit dem steigenden Patientenaufkommen wuchs auch der Bedarf an mehr Platz, Übersichtlichkeit und klaren Strukturen. Als in der Immobilie direkt gegenüber, die auch der Stiftung Schloss Hoym gehört, die Apotheke im Erdgeschoss frei wurde, habe ich die Chance ergriffen.

Wie sahen die ersten Schritte aus?

Zunächst habe ich mich mit Christoph Karras, meinem Berater von Plandent, zusammengesetzt. Da er meine alte Praxis gut kannte, konnten wir in einem unkomplizierten Brainstorming eine erste Machbarkeitsanalyse durchführen. Beim Auftaktgespräch war auch Bianka Tandler, Regionalvertriebsleiterin bei Plandent in Braunschweig, dabei. Mit ihrem Erfahrungsschatz brachte sie viele wertvolle Impulse ein und gab den Anstoß, das Projekt in der alten Apotheke tatsächlich umzusetzen. Bald stieß auch Marion Zonios, Praxisplanerin bei Plandent, hinzu: Sie verantwortete die Installationsplanung und Raumgestaltung, während Herr Karras vor allem für Technik und Abläufe zuständig war.

Was war Ihnen an der neuen Praxis besonders wichtig?

Ich habe die Struktur als Einzelpraxis fortgeführt. Als Mutter von drei Kindern liegt es mir am Herzen, das ganze Projekt auch allein stemmen zu können, ohne mich in ein Hamsterrad zu begeben. Prinzipiell kann ich mir auch vorstellen, einen zweiten Behandler einzubinden – aber nur, wenn es menschlich und fachlich passt.

Ursprünglich habe ich auch über einen eigenen Neubau nachgedacht, doch die hohen Investitionskosten hätten die Arbeit zwangsläufig in den Vordergrund gestellt. Diesen Entwurf sehe ich für mich nicht, daher habe ich mich bewusst für ein schönes Mietobjekt als gesunden Mittelweg entschieden.

Anmeldung in der Praxis Dr. Böwe-Ließmann

Mehr Platz, mehr Übersicht, klare Strukturen – effizient in der Praxis Dr. Wenke Böwe-Ließmann

Und was war Ihnen strukturell und innenarchitektonisch wichtig?

Die Praxis sollte klar aufgebaut sein, damit sich jeder sofort zurechtfindet. Als Umwelt-Zahnmedizinerin lege ich großen Wert auf natürliche, nachhaltige Materialien. Wichtig war mir zudem ein separater Personaleingang.

Für unsere körperlich und geistig behinderten Patienten brauchten wir eine komplett ebenerdige, barrierefreie Praxis mit viel Platz für Rollstühle, Rollatoren und andere Hilfsmittel. Behandlungsräume, sanitäre Anlagen und der maßgeschreinerte Empfangstresen sind so gestaltet, dass wir auch Menschen im Rollstuhl, älteren Patienten oder Kindern auf Augenhöhe begegnen können – das verbessert Kommunikation und Wohlbefinden spürbar.

Haben Sie in komplett neue Einrichtung investiert?

Vieles konnte ich übernehmen – auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Schon meine Mutter hat viele Patienten mit Behinderung behandelt, daher haben sich zum Beispiel die Behandlungseinheiten bewährt und sind mit umgezogen. Investiert habe ich nur dort, wo es nötig war, etwa in ein Aufbereitungsgerät. Natürlich ist das gesamte dentale Mobiliar neu und ich habe viele Aspekte modernisiert, vor allem im Bereich Digitalisierung – auch hier mit wertvoller Unterstützung von Plandent.

Stichwort Digitalisierung: Welche Prozesse haben Sie in Ihrer neuen Praxis digitalisiert?

Wir nutzen jetzt myMPG, eine von Plandent entwickelte Software, für die scannerbasierte Sterilgut- und Prozessdokumentation. Auch die Lagerverwaltung läuft komplett digital. Zusätzlich haben wir neue Computerarbeitsplätze geschaffen, die über ein Praxisnetzwerk alle Abläufe verbinden. In zwei von drei Behandlungszimmern verfügen wir über intraorales Röntgen direkt am Stuhl – digital und ohne Speicherfolien.

Zudem sind wir auf die weitere Digitalisierung vorbereitet: Von meinem digitalen 2-D-Röntgengerät könnte ich jederzeit auf ein DVT aufrüsten. Ebenso wäre ein Intraoralscanner für digitale Abformungen sofort integrierbar.

Röntgen in der Praxis Dr. Böwe-Ließmann

2-D-Röntgengerät: Modernste Technik direkt in der Praxis

Hatten Sie von Anfang an ein Bild im Kopf, wie die neue Praxis aussehen sollte?

Ja! Da ein Umzug schon lange geplant war, hatte ich mich über Jahre mit Praxisdesign beschäftigt und Inspirationen aus Fachzeitschriften, Katalogen und Online-Beispielen gesammelt. Gleichzeitig wollte ich meinen eigenen Stil umsetzen: modern, aber mit ländlichem Charakter. Daher haben wir viel mit Holz gearbeitet und die Räume dabei hell und freundlich gestaltet.

Wie hat Ihre Praxisplanerin Sie bei der Gestaltung unterstützt?

Marion Zonios war mir als Innenarchitektin eine wertvolle Sparringspartnerin: Wir haben Ideen gemeinsam durchgesprochen und sie hat viele gute Anregungen eingebracht. So wählten wir etwa die Bodenbeläge – pflegeleichtes Vinyl in Betonoptik – zusammen aus und entwickelten ein Farbkonzept, das sich an meinem Logo orientiert und der Praxis einen stimmigen Wiedererkennungswert gibt.

Auch die Idee für das Wandbild stammt von ihr: Da viele meiner Patienten mit Behinderung im Sitzen behandelt werden, kamen Deckenbilder oder -bildschirme nicht infrage. Stattdessen ziert nun eine Weltkarte eine komplette Wand im Prophylaxezimmer. Die verspielte Tapete ist interessant für Klein und Groß – hier kann jeder etwas Spannendes entdecken. 

Behandlungsraum in der Praxis Dr. Böwe-Ließmann

Entdecken für Klein und Groß: Die verspielte Tapete voller spannender Details

In welchen Bereichen hat Plandent Sie sonst noch unterstützt?

Zusammen mit Plandent haben wir eine optimale Aufteilung der 200 Quadratmeter erarbeitet, die sich über zwei Etagen erstrecken: Empfang und Behandlung im barrierefreien Erdgeschoss, Technik, Labor und Personalräume im Untergeschoss.

Da der Umbau zur Zahnarztpraxis von der Stiftung Schloss Hoym, von der ich die Räume anmiete, vorgenommen wurde, musste ich im Vorhinein alles bis ins Detail planen und kalkulieren. Die Ausarbeitung des Mietvertrags war der zeitaufwendigste Part der insgesamt anderthalbjährigen Projektphase. Die dafür nötigen Installationspläne hat Plandent entwickelt.

Neben der Raumgestaltung hat Plandent die Installationsplanung im Elektro- und Sanitärbereich übernommen. Dazu gehörten auch die Demontage, Montage und Installation der Dentalgeräte. Außerdem hat mich Plandent durch Empfehlungen für das Lichtkonzept und die Möbel im Behandlungsbereich unterstützt.

Ich wurde rundum perfekt betreut! Und dennoch hatte ich genug Freiheiten, in bestimmten Bereichen komplett eigenständig zu arbeiten. Plandent hätte tatsächlich die gesamte Praxis aus einer Hand umsetzen können, doch ich wollte für die Elektrik- und Tischlerarbeiten gerne lokale Handwerksbetriebe beauftragen.

Das klingt nach einer gelungenen Mischung aus Unterstützung und Selbstverwirklichung! Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Plandent erlebt?

Das trifft es! Anfangs hatte ich Sorge, von Ideen überrannt zu werden oder ein Standardkonzept übergestülpt zu bekommen, wenn ich einen externen Partner hinzuziehe. Doch im Gegenteil: Ich konnte mich in meinem Projekt komplett selbst entfalten und meine Wünsche einbringen. Und bei unpraktischen Ideen wurden mir Grenzen aufgezeigt. Das Plandent Team hat sich auf meine Wünsche und Vorstellungen eingestellt und an der richtigen Stelle eigene Ideen eingebracht – immer mit viel Fingerspitzengefühl.

Ich bin sehr glücklich über die partnerschaftliche und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Marion Zonios und Christoph Karras haben den Umbau mitbetreut, was für mich als Nicht-Technikerin eine große Unterstützung war. Die regelmäßigen Baubesprechungen mit allen Gewerken haben dafür gesorgt, dass alle am gleichen Strang ziehen.

Der Umbau einer Praxis ist ein Kraftakt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Es war sehr intensiv: Ich habe parallel die Praxis geführt, den Umbau begleitet und versucht, Zeit für meine Familie freizuhalten. Zum Glück waren mein Mann und meine Mitarbeiterinnen eine große Unterstützung und auch meine Kinder haben viel Verständnis gezeigt. Rückblickend ging alles erstaunlich schnell: Nach langer Mietvertragsphase dauerte der eigentliche Umbau nur ein halbes Jahr. Plandent hat mir dabei viel abgenommen, insbesondere die technische Koordination. Ohne diesen Support wäre es kaum machbar gewesen.

Mit welchem Gefühl haben Sie die Praxis eröffnet?

Mit ganz viel Glück und Freude! Ich bin sehr dankbar und zufrieden. So viele Jahre habe ich mich damit beschäftigt und jetzt bin ich endlich angekommen: in meiner eigenen kleinen, sympathischen und modernen Praxis! Der alten Praxis habe ich keine Träne nachgeweint – die Tür und das Kapitel sind abgeschlossen. Von meinen Patienten höre ich oft: „Die Praxis drüben war die Praxis deiner Mutter. Und das hier ist jetzt deine Praxis.“

Zur Eröffnung hat mir mein Vermieter ein besonderes Geschenk gemacht: Er hat das ehemalige Apothekenschild zum Praxisschild umgestaltet, es hängt jetzt wieder am Gebäude. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Was möchten Sie anderen mitgeben, die selbst über ein solches Projekt nachdenken?

Ich möchte insbesondere Kolleginnen motivieren, sich in die Selbstständigkeit zu trauen. Die Zahnmedizin wird immer weiblicher – und mit der Feminisierung eröffnen sich neue Wege. Viele Frauen suchen die Balance zwischen Familie und Beruf und schrecken vor den hohen Investitionen oder dem vermeintlich riesigen Planungsaufwand zurück. Dabei braucht es nicht die riesige Praxis mit fünf Behandlungszimmern: Drei Räume reichen, um eine moderne, charmante und persönliche Praxis erfolgreich zu führen. Mit einem guten Team, klarer Konzeption und maßvoller Investition lässt sich viel erreichen – ohne Hamsterrad, dafür mit Freude und Gestaltungsfreiheit. Wichtig ist, dass das Konzept zum eigenen Leben passt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bilder: Bild: n‘Rico Kreim Fotografie

Text: Maria Reitzki