17.10.2025

Zahntechnik lernen auf dem neuesten Stand der Technik

Interview: Plandent-Vertriebsleiter Friedhelm Kupke über Renovierung, Ausstattung und Digitalisierung der Berufsschule für Zahntechnik in München

Über eine Gesamtdauer von gut zwei Jahren hat Friedhelm Kupke, Regional-Vertriebsleiter bei Plandent in Rosenheim, mit seinem Team die Berufsschule für Zahntechnik in München fit für die Zukunft gemacht: Auf einer Fläche von rund 300 qm sind in einer Bauzeit von gut einem Jahr 49 zahntechnische Arbeitsplätze entstanden, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. So werden angehende Zahntechniker bereits in der Ausbildung auf die fortschreitende Digitalisierung in der Zahntechnik vorbereitet. Wie es zu dem außergewöhnlichen Projekt kam und welche Herausforderungen es mit sich gebracht hat, verrät Friedhelm Kupke im Interview.

Herr Kupke, eine Berufsschule auszustatten, klingt nach einem ungewöhnlichen Projekt. Wie kam es dazu?

Stimmt! Das Projekt ist nicht nur außergewöhnlich, sondern meines Wissens nach einzigartig in ganz Deutschland. Normalerweise konzipieren wir von Plandent Zahnarztpraxen, Dentallabore und ähnliche Einrichtungen. Die Planung und Ausstattung der Berufsschule für Zahntechnik in München war eine besondere Ehre und Herausforderung. Entstanden ist ein einzigartiges Leuchtturmprojekt, das als Musterbeispiel für ähnliche Institutionen dienen kann.

Hintergrund des Projekts war die Lehrplanerfüllung: Ausbildungsstätten müssen den Wandel von analogen Prozessen zu digitalen Workflows beschreiten und dieses Erfordernis betrifft auch zahntechnische Berufsschulen. Es ist notwendig, bei allen praktischen Tätigkeiten die digitale Welt zu lehren und abzubilden. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Part einer zeitgemäßen Ausbildung. Ausbildungsstätten stehen also unter dem Druck, nach vorn zu schreiten und die nötigen Investitionen einzugehen.

Wie konnte Plandent den Wettbewerb um den Auftrag für sich entscheiden?

Der Staat war Auftraggeber bei diesem Großprojekt, sodass wir im Rahmen einer offiziellen Ausschreibung und eines sehr aufwendigen staatlichen Vergabeverfahrens den Zuschlag erhalten haben. Unser äußerst detailliertes Angebot machte bereits deutlich, wie komplex das Projekt werden würde.

Um das Ergebnis zu realisieren, habe ich federführend eng mit der Direktorin der Berufsschule und ihrem gesamten Fachlehrerteam zusammengearbeitet. Durch meine langjährige Erfahrung als Laborberater wurde mir die Gesamtverantwortung übertragen. Über den Vertrauensvorschuss bin ich sehr dankbar und auch stolz darauf. So durfte ich viele Entscheidungen treffen und die besten Lösungen für die Bedürfnisse der Berufsschule vorschlagen. Seit über 30 Jahren bin ich dem Unternehmen Plandent treu und seit vielen Jahren Regionalvertriebsleiter in Rosenheim. Ich habe mir im Laufe der Zeit ein riesiges Netzwerk aufgebaut, das sämtliche Kompetenzen abdeckt. Ich denke, alle diese Faktoren waren ausschlaggebend dafür, uns den Auftrag anzuvertrauen.

Welche Leistungen hat Plandent realisiert?

Dafür müssen wir einen Blick auf das Ziel der Maßnahmen werfen: Die Berufsschule muss eine zahntechnische Ausbildung auf dem aktuellen Stand der Technik und der Wissenschaft anbieten und digitale Arbeitsprozesse abbilden können. Sprich, wir müssen den kompletten digitalen Workflow aus der zahnärztlichen Praxis hinein ins Labor simulieren können. Um dies zu erreichen, haben wir die gesamte digitale Struktur gänzlich neu entwickelt, da es zuvor kein vergleichbares Beispiel am Markt gab.

Darüber hinaus musste die Bestandsimmobilie komplett neu ausgestattet werden: Wir haben 49 zahntechnische Arbeitsplätze eingerichtet, die gesamte digitale Zahntechnik etabliert sowie neue Labormöbel integriert. Dabei haben wir die gesamte Laborplanung übernommen und die einzelnen Gewerke in der Umbauphase begleitet. Dazu zählten auch die Lieferung und Montage von Technik und Möbeln sowie die entsprechende Einweisung der Lehrkräfte. Im Grunde haben wir sämtliche Vorgänge und Entscheidungen eng begleitet und dazu beraten.

Arbeitsplätze in der Berufsschule München

Voll digitalisiert: 49 zahntechnische Arbeitsplätze

Das ist wirklich umfassend! Was wurde denn bauseitig verändert?

Da es sich um eine Bestandsimmobilie handelt, waren die Mauern unveränderlich. Die planerische Herausforderung, insbesondere für unseren Plandent-Planer Thomas Glatte, bestand also darin, den vorhandenen Grundriss funktional einzurichten, die neuen Arbeitsplätze in die bestehenden Räumlichkeiten zu integrieren und dabei aktuelle Anforderungen an Brandschutz, Arbeitssicherheit und Datenschutz zu erfüllen.

Baulich bedeutete das das Entfernen des alten Inventars, die fachgerechte Entsorgung mit Rohstofftrennung und die vollständige Renovierung: Alle Fußböden wurden neu verlegt, alle Wände gestrichen und die Elektrik angepasst. Für die neue Zentralabsaugung mussten Rohre und Technik komplett erneuert werden. Das Herzstück unserer Planung sind jedoch die einzelnen Arbeitsplätze.

Was ist das Besondere an den Arbeitsplätzen?

Alle Möbelstücke sind individuelle Maßanfertigungen vom Möbelhersteller Freuding, mit dem Plandent schon seit Jahrzehnten vertrauensvoll zusammenarbeitet. Jeden Arbeitsplatz haben wir mit der passenden PC-Hardware ausgerüstet und zudem mit einem elektrisch versenkbaren Monitor versehen, um bei Bedarf die Arbeitsfläche zu vergrößern und den nicht benötigten Monitor schnell und elegant verschwinden zu lassen.

Zudem ist jeder Arbeitsplatz mit einer sehr guten Leuchte inklusive digitaler, hochauflösender Kamera ausgestattet. Fertigen die Auszubildenden beispielsweise eine Krone, eine Brücke oder ein Implantat, kann der Fachlehrer die Arbeit per Kamera in Augenschein nehmen. Genauso kann auch die kleinteilige Arbeit des Fachlehrers in Nahaufnahme auf die Monitore der Schülerinnen und Schüler übertragen werden. Die direkte Übertragung veranschaulicht und erleichtert die Lehre maßgeblich.

Die Software, die für die Übertragung nötig ist, hat Plandent übrigens extra für diesen Zweck entwickelt! Wir haben uns wirklich sehr für dieses Projekt engagiert, um einen rundum perfekten Prototypen für eine zeitgemäße Lehre zu entwickeln.

Dann hat Plandent sich also auch um die technische Infrastruktur gekümmert?

Ja, die gesamte EDV wurde von Plandent individuell installiert und konfiguriert. Auch der Server wurde an die spezifischen Erfordernisse angepasst. Der besondere Clou: Wir haben zwei Rechner pro Arbeitsplatz integriert – einen für die Labor-Software und einen für die administrative Nutzung. So bleiben die Inhalte strikt getrennt – ein wichtiger Aspekt für den Datenschutz. Jeder Arbeitsplatz ist also mit zwei selbstständigen PCs ausgestattet, was die Notwendigkeit getrennter Netzwerke nach sich zieht.

Die planerischen Herausforderungen dabei lagen auf der Hand: Wir mussten nicht nur das limitierte Platzangebot optimal nutzen und gleichzeitig eine einfache, flüssige Bedienbarkeit gewährleisten, sondern auch sicherstellen, wie die Rechner effektiv belüftet werden und wie in Reparaturfällen vorzugehen ist. Unsere Plandent-IT-Spezialisten haben hier wirklich pfiffige Arbeit geleistet, die weit über übliche EDV-Arbeiten hinausgeht.

Und ganz praktisch: Wie wird der digitale Workflow von der Praxis ins Labor hier simuliert?

Für die Lehrkräfte haben wir drei größere Arbeitsplätze angelegt. Um die Simulation möglichst realistisch abzubilden, haben wir eine Halterung für einen Dummy-Kopf angebracht, der eigentlich in der zahnärztlichen Ausbildung genutzt wird. Ober- und Unterkiefer sind an dem Dummy je nach Indikation auswechselbar. So lässt sich der Patient in der Zahnarztpraxis nachbilden, inklusive des präparierten Zahnes.

Den Dummy-Kopf zu installieren, war nicht Teil der Ausschreibung, sondern meine Idee: Der Modellkopf soll den Auszubildenden die praktische Zusammenarbeit mit zahnärztlichen Praxen näherbringen. Die Zahntechniker von morgen sollen selbständig die optimalen Einstellungen treffen und Scans beurteilen können, um gemeinsam mit den Praxen die besten Scan-Ergebnisse zu erzielen. Je besser der Scan, desto präziser ist später die zahntechnische Arbeit.

Die Berufsschüler und Berufsschülerinnen haben also den beschliffenen Zahn vor sich, für den beispielsweise eine Krone gefertigt werden soll. Mit dem Intraoralscanner Planmeca Emerald S wird die digitale Abformung simuliert, wie es sonst in der Zahnarztpraxis geschieht. Mithilfe der Planmeca-Software Romexis wird das Gebiss digitalisiert. Anschließend kommuniziert Romexis – je nach Herangehensweise – wahlweise mit der Konstruktionssoftware exocad oder 3Shape. Auf Basis dieser Datengrundlage konstruiert der Zahntechniker den Zahnersatz und bereitet den Fräsauftrag vor, der an die Fräsmaschine übermittelt wird.

Labor Berufsschule München

Digitale Abformung mit dem Planmeca Emerald S

Nach welchen Kriterien haben Sie die Geräte und Maschinen ausgewählt?

Dank meiner langjährigen Dentalerfahrung konnte ich die Berufsschule München optimal hinsichtlich der passenden Geräte für Ausbildungszwecke beraten. Da Produktvarianz eine Voraussetzung in der staatlichen Projektausschreibung war, habe ich Fräsgeräte zweier Hersteller ausgewählt: Nun können die Auszubildenden zwischen der Arbeit mit einer PrograMill PM7 von Ivoclar und einer HinriMill-Fräseinheit von Hinrichs wählen. Ein anderes Beispiel: Aufgrund ihrer Verlässlichkeit und einfachen Handhabung schätze ich die Produkte des finnischen Dentalgeräteherstellers Planmeca sehr. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, den Intraoralscanner Emerald S und die Romexis-Software als Trainingssysteme einzusetzen.

Worauf sind Sie besonders stolz bei diesem Projekt?

Das ganze Vorhaben war von sehr viel persönlichem Einsatz geprägt – von mir, vom gesamten Fachlehrerkreis der Berufsschule und von allen anderen Beteiligten. Unbedingt hervorzuheben sind unsere Plandent-Techniker, die sich enorm engagiert haben – schließlich waren Standardlösungen bei diesem Projekt nicht möglich. Umso stolzer macht es mich, dass sich unser Engagement gelohnt hat und alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis sind: Die aktuellen Anforderungen an die Lehre können in der Berufsschule München jetzt optimal umgesetzt werden. Ich freue mich, dass wir von allen Seiten eine so enorm positive Resonanz auf das Projekt erhalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bilder: Plandent/Gandalf Hammerbacher

Text: Maria Reitzki