Andrea Elsner, erfahrene Interior Designerin mit über 30 Jahren Berufserfahrung, hat sich vor sechs Jahren auf die Innenraumplanung in der Dentalbranche spezialisiert. Als Praxisplanerin bei Plandent arbeitet sie eng mit Fachärzt*innen und Zahnmediziner*innen zusammen, um Praxisräume zu gestalten, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional optimal sind. Andrea Elsner widmet sich bei Plandent den Schwerpunkten dentale Fachplanung, Konzeptentwicklung, Projektbetreuung und CAD-Administration. Im Interview spricht sie über Highlights und Herausforderungen bei Großprojekten wie der Hamburger MKG-Praxisklinik Ulmenhof.
Frau Elsner, mit dem Ulmenhof haben Sie ein ganz besonderes Projekt betreut. Eine Praxisklinik dieser Größenordnung richtet man nicht alle Tage ein, oder?
Das stimmt! Der Ulmenhof ist etwas ganz Besonderes – und das nicht nur wegen der Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern. Auch die Immobilie an sich ist eine Rarität: Die abgeschiedene, ruhige Lage im Hamburger Stadtteil Winterhude, direkt am grünen Stadtpark gelegen – das ist eine Top-Adresse! Angesiedelt in ehemaligen Gerberhäusern, vermittelt die Praxisklinik auch einen besonderen historischen Charme. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sich die beiden Betreiber der Praxisklinik, Priv.-Doz. Dr. Dr. Alexandre Thomas Assaf und Dr. Dr. Steffen Schöpper, bei der Besichtigung direkt in das Objekt verliebt haben.
Wie kam der Kontakt zwischen Ihnen und dem Ulmenhof zustande?
Die beiden Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Plastische Operationen werden im Außendienst von meinem Kollegen Michael Lüers betreut. Als die beiden auf der Suche nach einer passenden Immobilie für ihr Praxisvorhaben waren, hat mich Michael Lüers frühzeitig mit ins Boot geholt. Der frühe Zeitpunkt war optimal, um die Wünsche und Ansprüche der Auftraggeber von Anfang an aufzunehmen.
Dann ging es Schritt für Schritt vorwärts: Von der Machbarkeitsanalyse über einen funktionalen Grundriss und ein gestalterisches Moodboard bis hin zur Umsetzung habe ich die beiden Gründer begleitet. In engem Austausch mit den Kunden haben wir das Konzept gemeinsam entwickelt.
Der Empfangsbereich in der Praxisklinik Ulmenhof in Hamburg
Welchen Ansprüchen sollte das Projekt gerecht werden?
Das Objekt strahlt Exklusivität aus. Das sollte sich auch im Inneren widerspiegeln und dadurch die hohe fachliche Kompetenz der Ärzte und ihren ästhetischen Anspruch transportieren. Das Interior Design sollte sich konsequent durch die gesamte Praxis ziehen, ein großes L-winkliges Gebäude, das zwei- und teils dreigeschossig ist. Neben Behandlungszimmern und Eingriffsräumen haben wir unter anderem ein Fortbildungszentrum geschaffen und selbst das Treppenhaus ist stilgetreu aufgearbeitet worden.
Mein persönliches Highlight ist es, einen Ort für Patienten, Behandler und Personal geschaffen zu haben, der Ruhe, Diskretion und Fürsorge ausstrahlt und damit zur entspannten Atmosphäre für hochkomplexe Eingriffe beiträgt. Schon das Foyer empfängt den Patienten mit einer freundlichen und professionellen Ausstrahlung. Vom Empfang bis zu den Aufwachräumen, die stilvollen Hotelzimmern mit privatem WC gleichen, wird der Patient mit Wertschätzung begleitet.
Sie sind ein Profi für Raumgestaltung. Worin bestand Ihre persönliche Herausforderung bei dem Projekt?
Mit über 30 Jahren Berufserfahrung – davon inzwischen sechs Jahre in der Dentalbranche – kann ich auf ein breites Spektrum an Projekten zurückblicken. Beim Ulmenhof war es eine besondere Herausforderung, auf der gegebenen Gebäudestruktur – auch wenn sie nach der Entkernung fast nur noch aus Treppenhaus und Gebäudehaut bestand – den besten Workflow für das Praxisteam zu gestalten. Und zwar unter Berücksichtigung der besonderen hygienischen und technischen Anforderungen, die durch das Behandlungsspektrum gefordert sind.
In enger Abstimmung mit den Ärzten und den zuständigen Instanzen, wie z. B. einer Krankenhaushygienikerin, haben wir uns durch das Projekt manövriert. Da gibt es – wie bei jedem Projekt – viel Neues zu lernen. Das macht aber auch den besonderen Reiz meiner Arbeit aus: Ich kann meine Erfahrung einbringen, aber immer auch etwas Neues dazulernen und mich fachlich und persönlich weiterentwickeln. Und davon profitiert dann auch der nächste Kunde!
Neben der Offenheit für Neues: Worauf kommt es bei Großprojekten wie diesen noch an?
In erster Linie bedarf es bei allen Projekten – aber besonders bei dieser Größenordnung –einer guten Prozessstruktur. Das ist der Leitfaden, um den Überblick zu behalten, Milestones zu setzen, Schnittstellen zu definieren und die Projektlaufzeit im Auge zu haben. Es geht für den Kunden schließlich um ein großes Invest, dem mit Professionalität und Fingerspitzengefühl begegnet werden muss.
So wichtig es ist, eine gute Planung für das Projekt aufzustellen, so ist es ebenso unabdingbar, flexibel auf Abweichungen vom Plan zu reagieren. Gerade beim Bauen im Bestand muss man immer auf eine Überraschung gefasst sein. Da tauchen manchmal, während entkernt wird, unvorhersehbare Sachverhalte auf: Ein Estrich weist enormes Gefälle auf, eine statisch relevante Stütze taucht auf – da gibt es viele Möglichkeiten. Wenn sich solche Überraschungen auftun, sind seitens der Experten Flexibilität und ein kühler Kopf gefragt.
Die Behandlungseinheit ‚Compact i5‘ von Planmeca
Wie lief die Zusammenarbeit mit Ihren Auftraggebern ab?
Mit Dr. Dr. Alexandre Thomas Assaf und Dr. Dr. Steffen Schöpper war es ein besonders intensives, zielorientiertes und sympathisches Teamwork. Ideen wurden diskutiert und kleinste Details beleuchtet. Es war ein wunderbares Pingpong. Bis auf das Treppenhaus haben wir das Gebäude entkernt, somit hatten wir sämtliche Freiheiten, den optimalen Grundriss zu konzipieren. Von der Ausgestaltung der Funktionsbereiche über die technische Ausstattung bis hin zur Wahl der passenden Materialien: Es waren enge Absprachen – nicht nur mit den Ärzten, sondern auch im Plandent-Team – nötig, die dieses Projekt zum Erfolg geführt haben.
Worauf haben Sie bei der Wahl der Materialien besonders Wert gelegt?
Die Wahl der Materialien und die Formsprache des Interieurs sind maßgeblich für den ersten Eindruck, der beim Patienten entsteht. Vergleichbar mit einem Maßanzug: Die Wahl der bestmöglichen Form, die Farbe und das Material unterstreichen die Persönlichkeit und lassen die Person strahlen. Der Mensch fühlt sich sicher und wohl. Das schafft eine angenehme Umgebung, die auch einen positiven Effekt auf den Heilungsprozess hat.
Priv.-Doz. Dr. Dr. Alexandre Thomas Assaf und Dr. Dr. Steffen Schöpper wünschten von Anfang an eine Atmosphäre, die elegant und gepflegt, weltoffen und familiär ist. Ihre hohe fachliche Kompetenz und ihr Anspruch an Ästhetik sollten auf den ersten Blick erkennbar sein. Dazu entwickle ich in der ersten Phase eines Projekts ein Moodboard und stelle eine Vorauswahl an praxisgeeigneten Oberflächen, Bodenbelägen und Wandfarben zusammen, die auch den hygienischen Anforderungen gerecht werden. Auf dieser Grundlage haben wir in einem Workshop gemeinsam den detaillierten Look bestimmt.
Samtmatte anthrazitfarbene und weiße Fronten wirken elegant, und goldfarbene, feine Lisenen begleiten als Leitdetail. Angefangen beim grazilen Logo über die Leuchten bis hin zur Schattenfuge in den Möbeln fügen sich alle Designelemente stimmig. Die bereits vorhandenen goldfarbenen Fenstergriffe sind ein optimaler Designpartner. Genau diese Mischung aus Anthrazit, Weiß und goldener Lisene spiegelt sich in dem polierten Naturstein Belvedere wider, der für die Abdeckungen des Empfangs und der Sideboards in den Patientenbereichen gewählt wurde.
Hinsichtlich des Bodens waren wir uns sofort einig: Eiche, als Fischgrät verlegt, soll die warme Komponente sein – traditionell, dem historischen Charme der Gebäudeanlage gerecht werdend und gleichzeitig aktueller denn je. Da Echtholzparkett nicht den hygienischen Anforderungen entspricht, haben wir einen Vinylbelag gefunden, der wirklich sensationell echt wirkt. Begleitet wird der Boden vom traditionellen Hamburger Profil als Fußleisten – stylisch in Schwarz. In den hygienisch kritischeren Bereichen wurde eine OP-geeignete Bahnenware in dunklem Betonlook gewählt.
Auch die kleinen und jüngeren Menschen sollten eine Wartesituation vorfinden, die sie entspannt. Daher haben wir in einem der Wartebereiche eine Cocooning-Box geschaffen, die sich deutlich von der klassischen Kinderecke abhebt und sich wunderbar in das hochwertige Praxisdesign einfügt.
Einer der Wartebereiche wurde mit einer Cocooning-Box ausgestattet
Noch mal zurück zum Empfangstresen: Können Sie für den Möbelbau auf passende Experten zurückgreifen?
Ja, Plandent verfügt über ein großes Netzwerk passender Lieferanten, die wir bei unseren Projekten vertrauensvoll hinzuziehen. Das sind langjährige Kooperationspartner, die die hohen dentalspezifischen Anforderungen entsprechend umsetzen können. Plandent hat viele Jahre Erfahrung in der Praxisplanung und daher für jeden Kunden den passenden Partner an der Hand. In diesem Fall wurden die Möbel – in Absprache mit unseren Kunden – individuell von einer Tischlerei gefertigt. Ich habe zunächst die 3D-Entwürfe dafür erstellt und die Tischlerei hat die Möbel produziert und montiert.
Beraten Sie Ihre Kunden auch hinsichtlich der technischen Praxisausstattung?
Plandent blickt auf eine fast hundertjährige Geschichte zurück – die technische dentale Ausstattung ist unsere primäre Kompetenz, von der unsere Kunden umfassend profitieren. Beim Projekt Ulmenhof hat Michael Lüers die technische Fachberatung übernommen. Er hat zusammen mit Dr. Dr. Alexandre Thomas Assaf und Dr. Dr. Steffen Schöpper die IDS besucht. Nach dem Vergleich mehrerer Hersteller in der Ausstellung haben sich die beiden für ein DVT sowie Behandlungseinheiten von Planmeca entschieden. Im Ulmenhof werden die Eingriffe nun vom 3D-Röntgengerät ‚Planmeca ProMax 3D Mid‘ und sehr bequem gepolsterten Stühlen mit viskoelastischem Material, den ‚Planmeca Compact i5‘-Einheiten, unterstützt.
Unter der Gesamtprojektleitung von Marco Preuß vom Hamburger Plandent-Standort haben unsere Plandent-Techniker anschließend sämtliche Technik wie Steri, Behandlungsstühle und OP-Leuchten eingebaut. Auch die Konzeption und Einrichtung der Praxis-IT ist eine komplette Plandent-Leistung gewesen. Zudem hat der Ulmenhof den Großteil an dentalen Möbeln und Geräten über Plandent bezogen. Das ist das Schöne, wenn man einen externen Experten hinzuzieht, um seine Vision zu verwirklichen: Aufgrund unseres großen Erfahrungsschatzes und Netzwerkes können wir unsere Kunden durch alle Prozessschritte als verlässliche Partner begleiten.
Was bleibt Ihnen bei diesem Projekt besonders in Erinnerung?
Unsere Zusammenarbeit war ganz besonders: Der Kontakt war sehr intensiv, dabei immer freundschaftlich und auf Augenhöhe – sehr angenehm, zugleich auch fordernd und konsequent. Die beiden Ärzte haben viel Einsatz gezeigt, klare Vorstellungen gehabt und sich allen Herausforderungen im Projekt gestellt. Ihre Arbeit erfordert höchste Präzision und das spiegelt sich in jedem Detail wider.
Ich bin davon überzeugt, dass Dr. Dr. Alexandre Thomas Assaf und Dr. Dr. Steffen Schöpper gemeinsam mit den Expert*innen von Plandent eine maßgeschneiderte Praxis geschaffen haben, die den Anspruch an perfekte MKG-Chirurgie, Implantologie und Plastisch-Ästhetische Gesichtschirurgie transportiert und in der sich alle Menschen sehr wohlfühlen und Wertschätzung erfahren.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Elsner!
Bilder: Plandent, Robert Sprang
Text: Maria Reitzki